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Es war früher Winter, und das Zimmer war eiskalt. Ich lag in den schneeweißen, warmen Bettdecken, völlig erschöpft, und hatte überhaupt keine Lust aufzustehen. Doch ich wusste, dass ich musste. Der Weckruf war gerade ertönt, es war fünf Uhr morgens, und ich hatte zwanzig Minuten Zeit, mich anzuziehen und mich unten zum Frühstück einzufinden. Ich war ein einfacher Diener auf dem Gutshof Bäcker.

Schnell zog ich mein Hemd und die Weste an, wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser und setzte dann die silberweiße Perücke auf. Am Kleiderständer hing eine schwarze Livree mit weißen Streifen, die ich am Abend zuvor sorgfältig gebügelt hatte. Vorsichtig schlüpfte ich in die Jacke, zog die makellos weißen Handschuhe an und schnürte die hohen Lederstiefel. Im Spiegel sah ich nun ordentlich und präsentabel aus.

Als ich mein Zimmer verließ, traf ich auf Rhodes, der nebenan wohnte. Wir hatten kaum Zeit für einen Gruß und eilten hastig zum Speisesaal des Personals. Im Erdgeschoss herrschte reges Treiben. Eine junge Dienstmagd mit einer von Ofenruß beschmierten weißen Schürze versuchte verzweifelt, den Kamin anzuzünden. Die Luft war erfüllt von beißendem Rauch – feuchtes Brennholz, das nur mühsam Feuer fing. Offenbar hatte das Mädchen keine Erfahrung mit den gehobenen Ansprüchen eines Gutshof-Kamins.

Die Haushälterin Rachel kam eilig herbei, riss die Augen auf und rief empört: „Um Himmels willen! Wie kann man nur so ungeschickt sein, du machst mich noch wahnsinnig! Sollen die Herrschaften etwa beim Frühstück ersticken? Mach sofort die Fenster auf, damit es durchlüftet! Und ihr anderen – helft ihr, den Kamin in Gang zu bringen!“ Sie kommandierte die Mägde herum, die hastig ihre Anweisungen befolgten.

Rachel war die Haushälterin des gesamten Bäcker-Anwesens, eine Frau Mitte vierzig. Ihr braunes Haar war stets zu einem strengen Dutt gebunden, und sie trug schlichte schwarze Kleider ohne jegliche Verzierungen. Sie war von ernster Natur, selten lächelnd, manchmal sogar streng. Unter ihrem durchdringenden Blick wagten viele nicht einmal zu sprechen – so wie die unglückliche Magd, die jetzt zitternd vor ihr stand.

Als ich den Speisesaal betrat, war er bereits gefüllt. An den langen Holztischen saßen drei oder vier Diener in ähnlicher Kleidung wie ich sowie ein Dutzend Dienstmädchen in ihren schlichten Schürzenkleidern. Ich nahm still meinen Platz ein und wartete darauf, dass der Oberdiener des Hauses Bäcker eintraf. Als einfacher Diener saß ich ganz am Ende der Tafel.

Neben mir hatte Rhodes Platz genommen, ebenfalls ein Diener niederen Ranges. Im Flüsterton erzählte er mir gerade, dass eine der neuen Mägde gegenüber außergewöhnlich hübsch sei. Doch plötzlich verstummte das leise Gemurmel im Saal – Oberdiener Hülse war eingetreten. Alle erhoben sich und warteten, bis er seinen Platz am Kopfende der Tafel eingenommen hatte.

Hülse hatte bereits seit fast vier Jahrzehnten auf dem Gut der Bäckers gedient, vom jungen Burschen bis zum ergrauten Mann. Es hieß, seine Familie stelle seit Generationen den Oberbutler des Anwesens, und nun besuche sein Sohn die höhere Schule, um später das Amt zu übernehmen. Die Jahre hatten ihre Spuren in seinem Gesicht hinterlassen, doch sein Lebensweg verlief seit Jahrzehnten unverändert.

Als Hülse Platz nahm und den Anwesenden ein Handzeichen gab, setzten sich alle schweigend zum Essen nieder. Der Speisesaal blieb still, ohne überflüssige Bewegungen, nur das Klappern der Besteckte. Plötzlich ertönte ein Glockenton. An der schneeweißen Wand hing eine Reihe von Servierglocken, von der eine nun schwankte.

Die Haushälterin Rachel erhob sich sofort: »Die Herrin ist erwacht. Bringt den Kaffee hinauf.« Kaum hatte sie gesprochen, legten die beiden Kammerzofen der Gräfin ihr Besteck nieder und eilten zur Küche. Einer nach dem anderen verließen die Diener den Tisch.

Rhodes und ich betraten den Hauptspeisesaal, falteten die gestickte Tischdecke sorgfältig zusammen und verstauten sie im Leinenkorb. Dann breiteten wir die frisch gebleichte Reservedecke aus, die gestern in der Sonne getrocknet worden war. Winzige Falten blieben im weißen Leinen. Ich griff schnell zum dampfenden Bügeleisen und glättete sie, bis die Fläche makellos war.

In diesem Moment trugen zwei Lakaien in livrierter Kleidung ein Tablett mit Silberbesteck herein. »Arbeitet ihr im Schneckentempo?«, herrschte der Vordere uns an. Ich trat mit dem Bügeleisen zurück: »Alles in Ordnung.« Mit präzisen Bewegungen arrangierten die beiden das Tafelsilber. Plötzlich musterte einer von ihnen uns kühl: »Was steht ihr hier noch herum? An die Arbeit!«

Rhodes blieb stehen, um ihre Handgriffe beim Eindecken zu studieren – uns Unterdienern war der Tischdienst nicht gestattet. Doch die Lakaien duldeten keine neugierigen Blicke und wiesen uns schroff hinaus. Ohne Wahl gingen wir zur Küche.

Dort herrschte geschäftiges Treiben. Der Chefkoch, ein stattlicher Mann mit gewaltigem Bauch, kommandierte wie ein Feldherr seine Küchenmägde. Auf blank polierten Silberplatten dampften gerade zubereitete Speisen, die sogleich mit glänzenden Kuppeln bedeckt wurden.

Ich nahm ein Tablett und stellte mich kerzengerade am Speisesaaleingang auf, um die Gänge bei Tischbeginn zu servieren. Rhodes neben mir flüsterte empört über die arroganten Lakaien: »Als ob sie was Besseres wären!« Ich warnte leise: »Psst, man könnte dich hören.«

»Eines Tages werde ich Kammerdiener des Grafen«, prahlte er. Ich erinnerte ihn: »Dafür muss man lesen können.« »Ich lerne schon die Buchstaben«, erwiderte er. »Onkel Brandt hat mir neulich ein Lehrbuch besorgt.« Dann blickte er zum Fenster: »Das Wetter wird schlecht. Gehst du heute noch nach Hause?«

Ich erwiderte: „Vor drei Monaten habe ich bereits bei Verwalter Hülse um Urlaub gebeten. Nur einen halben Tag, egal bei welchem Wetter, ich muss zurück.“

„Wozu zurück? Um dein ganzes Geld deiner trunksüchtigen Mutter in den Rachen zu werfen?“ spottete Rhodes.

„Sie muss noch drei Kinder ernähren, sie braucht das Geld“, verteidigte ich mich.

„Hoffentlich tauscht sie es nicht gleich wieder in Schnaps um“, höhnte Rhodes. „Du könntest dir besser ein paar neue Schuhe kaufen.“

Ich blickte auf meine abgetragenen Ziegenlederstiefel hinab. Obwohl ich sie sorgfältig geputzt hatte und sie auf den ersten Blick glänzten, verrieten die aufgerissenen Nähte an den Rändern ihr wahres Alter. Es war alles andere als anständig. Sollte Oberverwalter Hülse das bemerken, würde er mich womöglich wegen der Schande, die ich über das Anwesen der Bäckers brächte, davonschicken.

„Ein Schuster könnte sie noch einmal ausbessern“, murmelte ich, obwohl ich wusste, dass auch meine Strümpfe Löcher hatten und neue brauchten. In abgetragenen Schuhen, geflickten Strümpfen und einem geflickten Hemd wirkte ich noch heruntergekommener als in meinem früheren Leben.

Ich erinnerte mich, dass ich damals, in meiner vorherigen Existenz, gerade als einfacher Diener auf dem Bäcker-Anwesen angefangen hatte, mit meinem ersten selbstverdienten Lohn in der Hand. Damals war ich voller Ambitionen und Tatendrang. Ich hatte mein ganzes Geld für anständige Kleidung ausgegeben, für Bücher, um Lesen und Rechnen zu lernen, und sogar den höheren Diener bestochen, damit er mir Manieren beibrachte.

Der hektische Tag war endlich vorüber. Mit einem Korb voller Brote, die die Köchin für mich gebacken hatte, schlenderte ich den Feldweg entlang. Das frühe Wintergrau über Yorkshire breitete sich öde aus, wildes Gras wucherte, nur hin und wieder trieb ein Schäfer seine Herde vorbei. Schwarze Schafe zupften gelassen an den Halmen, ein Mischlingshund jagte umher.

Ich atmete tief ein, mein Atem bildete kleine Wölkchen in der kalten Luft. Die Nasenspitze war wohl schon rot vor Kälte, das Atmen fiel schwer. Dieses Gefühl behagte mir nicht, es weckte Erinnerungen an ähnliche Qualen…

Ein Mann, schwer am Typhus erkrankt, lag auf einem schäbigen Lager und rang nach Luft. Der Priester stand am Bett und fragte: „Bist du Toker?“ Keuchend, mit fahlem Gesicht und angstgeweiteten Augen starrte der Mann den Geistlichen an. Mühsam brachte er hervor: „Hochwürden… warum sind Sie hier? Sind Sie gekommen… mir die Letzte Ölung… zu spenden…?“

Der Priester erwiderte: „Nein, die Letzte Ölung gebe ich dir nicht, du wirst genesen. Ich bin nur hier, um… falls du die Gelegenheit meines Besuches nutzen möchtest, etwa zur Beichte, so wäre mir nichts lieber. Als Hirte nutze ich jede Gelegenheit, meine verlorenen Schäfchen heimzuholen.“

Nach längerem Schweven nickte der Sterbende kaum merklich. Der Priester begann: „Gottes Barmherzigkeit ist grenzenlos, mein Sohn. Sprich mir nach: ‚Ich bekenne mich schuldig vor dem allmächtigen Gott… vor der immerwährend jungfräulichen Maria…’“ Immer wieder hielt er inne, damit der Dahinsiechende folgen konnte.

Schließlich sprach der Priester: „So, nun beichte…“ Der Mann murmelte etwas, als kostete es ihn die letzte Kraft. Immer wieder flüsterte er: „Ich habe ihn betrogen, ihn verraten…“ Der Priester ergänzte: „Du hast gesündigt, indem du andere täuschtest.“

Jetzt wurde das Röcheln des Mannes hektischer, sein Körper begann zu zucken, Tränen strömten unaufhörlich. Leise wiederholte er wie zu sich selbst: „Betrogen… verraten…“ Nach einem letzten Zucken erstarb sein Atem.

Der Priester legte ihm das Kruzifix auf die Brust und fragte die Nachbarin: „Hat er Angehörige?“ Die Frau antwortete: „Ich weiß nicht, er lebte immer allein…“

Ein eisiger Windstoß ließ mich erschaudern. Ich versuchte, die Erinnerung abzuschütteln. Der kalte Tod schien erst gestern gewesen zu sein. Mein Kopf fühlte sich benommen an, als wüsste ich nicht, ob ich noch träumte.

Ich war ein verlorenes Schaf, das gesündigt hatte. Ob der Herr mir vergeben hatte? Wenn ja, warum wiederholte sich dann alles von Neuem? Wenn nein, warum musste ich mit dieser Erinnerung zurückkehren…

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